Humor, Satire und Meinungsfreiheit sterben nicht: Wir sind Charlie

Nein, der mörderische und feige Anschlag macht uns nicht sprach- und auch nicht humorlos. Das hätten unsere ermordeten Kollegen nicht gewollt. Nur wenn wir uns feige verkriechen wäre der Anschlag auf Charlie Hebdo und das freie Denken erfolgreich. Nicht einmal die Toten werden verstummen, sie reden durch uns hindurch. Das ist die Pflicht der Lebenden. Und in diesem Zusammenhang freue ich mich sehr, dass Muhsin Omurca die Probenaufnhamen aus dem Katakomben Theater im Girardet Haus zur Veröffentlichung frei gegeben hat. Viel Spaß im Gedenken an jene, die mutig waren und uns Mut machen :)


Serap Türkel-Ayik mit Habbe Ehrenfeld.

GESPENSTER AM TOTEN HIRN

Das Postdrama-Ensemble des Katakomben-Theaters spielte 2011 bis 2014 neun Aufführungen des Theaters der gebrochenen Stücke. Es fing an mit «Ein Koffer voll Welt» und endete mit «Der Blaue Stuhl». Das große und großartige Symbol der Romantik, die Blaue Blume, aus der Natur und ihrer Filligranität zwischen Stofflichkeit und Seele, materialisiert sich im «Blauen Stuhl» zu einem handfesten Gebrauchsgegenstand mit wackeliger Zweckmäßigkeit. In dieser Konsequenz wird nun auch ein Kurzfilm mit dem Titel «Der Blaue Stuhl - Ein Dreibeiner» erarbeitet.

Die Impresionen aus den Spielen der zweiten Etappe nach dem Start mit «Ein Koffer voll Welt» fließen hier zusammen. Während Ödipus an einem Tisch erblindet schwer zu schleppen hat und seine eigentlich für seine Ansprüche unreife Tochter Antigone tyrannisiert, verwickelt sich Iokaste in ihrem Wunsch nach Vorankommen im Leben, verflüchtigt sich in ihre Träume und irgendwo versucht jemand bürokratische Ordnung in die Dinge zu bringen, während auch der Tod auf seine Chance lauert.

Schon in «Kein Teich, kein Schloss» (2. Spiel) war Nietzsches Vorspiel zu einer Philosophie der Zukunft thematisiert worden «Vorausgesetzt, dass die Wahrheit ein Weib ist -, wie? ist der Verdacht nicht gegründet, dass alle Philosophen, sofern sie Dogmatiker waren, sich schlecht auf Weiber verstanden? dass der schauerliche Ernst, die linkische Zudringlichkeit, mit der sie bisher auf die Wahrheit zuzugehen pflegten, ungeschickte und unschickliche Mittel waren, um gerade ein Frauenzimmer für sich einzunehmen? Gewiss ist, dass sie sich nicht hat einnehmen lassen:...» Und übrig bleibt nicht nur, dass die Dogmatik in den letzten Zügen und am Boden liegt, sondern auch, dass wir uns fremd sind, «wir Erkennenden, wir selbst uns selbst», wie Nietzsche es formuliert. Geschlechterbeziehungen als eine Metapher für Erkenntnis. Ein Motiv, das immer wieder zu neuen Bildern auf der Bühne reizt.

Und musikalisch zum Leben erweckt werden die Gedanken von Kazim Calisgan und Yavuz Duman (im vorliegenden Film) und auf der Bühne von Kazim Calisgan, Jens Pollheide und Marcin Langer. Ein Spiel wurde auch von unserem Pianisten und Freund Utku Yurttas bereichert und belebt.

TRANSAESTHETICS im Katakomben-Theater Essen spielt «Eines Tages» Musik von Kazim Calisgan und Text von Yunus Emre.

Kazim Calisgan, der künstlerische Leiter des Katakomben-Theaters und Gründer des Transaesthetics-Trios setzte Text und Musik zu «Bir gün/Eines Tages» filmisch in zwei Versionen um. Hier die lange Version (18min 40sec) und unten die kurze Version (2min 01sec).

Und Uri Bülbül schrieb dazu inspiriert von Musik, Film und Text:

TRANSAESTHETICS: Eines Tages...

Betrifft «eines Tages/ bir gün» nach einem Gedicht von Yunus Emre und der Musik von Transaesthetics

Ein feiner Kurzfilm ist das geworden, sehr schön und filigran; und etwas vibriert in dem Film wie das Unwetter gestern. Unser Leben ist einem kleinen schreckhaften Vögelchen anvertraut. Ich habe heute auf dem kleinen Friedhof hinter «Lorenz» herausgerissene Bäume gesehen, von denen ich gedacht hätte, dass ein Elefant sie nicht aus der Erde ziehen kann. Wie klein bin ich und wie froh, dass ich sein darf - sein, wie ich bin und sein will. Mich mag der Sturm nicht erschüttern. Angesichts des Todes freue ich mich über jeden Lebenshauch. Wer gestern euch live gehört hat, weiß, dass das schöne Filmchen sich zu eurem Konzert verhält wie eine romantische Postkarte von den Bergen zu den Bergen selbst. Es gibt etwas, was sich nicht einfangen lässt; was sich mitteilt und entschwindet wie Wasser in der hohlen Hand. Nur Restfeuchte bleibt und vielleicht ein Geschmack der Erfrischung, wenn wir ein Schlückchen trinken durften.

In tiefer Verbundenheit
Essen, 10. Juni 2014
Uri Bülbül

Gruß an SOMA

Die deutsch-türkische Theatergruppe des Katakomben-Theaters präsentiert aus Solidarität mit den Opfern des Grubenunglücks in SOMA/Türkei am 28. Juni eine Aufführung unter dem Titel «Soma ya selam»
Im

Montags ist Oriental Jazz Time im Katakomben-Theater

Das Verrückte, Ungewöhnliche und Unvorhergesehene stehen bei den Darbietungen des Trios im Vordergrund. Nicht routiniertes Herunterleiern tausendmal gespielter Stücke, sondern die Generierung jedes Mal individuell erschaffener Klangkunstwerke als Brücke zwischen dem Orient und dem Okzident. Orientalische Volksweisen verbinden sich mit atonalen Klangexperimenten Freejazz-Improvisationen zu bisher unerhörten Bögen. So bekommt der kleine Film von Kazým Çalýþgan eine symbolische Tiefe, wenn er Möwen beim Übersetzen vom europäischen zum asiatischen Teil Istanbuls filmt und verfremdet.

Mit Alex Morsey traf das Trio auf einen sehr einfühlsamen und experimentierfreudigen Kontrabassisten, der musikalische Interkulturalität auf hohem Niveau aufleben lassen konnte. Weitere Konzerte des Trios mit Alex Morsey sind angedacht.
Im

«Heute waren wir beim Türken»

Dr. Halyna Leontiy vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen arbeitet zum Thema «Migration und Komik» und leitet das DFG-Forschungsprojekt «Migration und Komik - soziale Funktionen und konversationelle Potentiale von Komik und Satire in den 'inter- und intraethnischen' Beziehungen Deutschlands» und Uri Bülbül, der Hausphilosoph des Katakomben-Theaters versucht sich als Komiker.
Nur eine Information vergaß er seiner Gesprächspartnerin mitzuteilen, dass sein philosophisches Idol Diogenes von Sinope ist.
Kamera: Yared Schneider
Postproduktion: Gero Schneider
Regie: Uri Bülbül
Im Auftrag des Katakomben-Theaters

Achmet lach nett

Der deutsch-türkische Comedy-Humor ist mitlerweile in aller Munde, im Fernsehen, auf der Bühne, Muchel-Deutsch ist ein germanistisch anerkannter Dialekt. Alle perfekt integriert; mittlerweile beginnen sich sogar Soziologen dem Humor anzunähern, wie es in diesem Jahr die Katakomben/KWI-Connection zeigen wird.

Also machen wir uns im Mai an unsere Deutsch-Türkische Kabarettwoche und präsentieren, wie der Humor die Dönerbude verließ, um die germanische Welt zu erobern. Dabei haben wir noch nicht entschieden, ob wir «Achmet lach net» oder «Achmet lach nett» sagen wollen - hängt ja auch von den Umständen ab, nicht wahr?



Plädoyer für eine sexuelle Vielfalt an Schulen?

Welche Gesellschafts- und Rollenbilder will und soll die Schule vermitteln? Welche kulturell unterschiedlichen Auffassungen von Lebensweisen treffen in Schulen durch familiäre Hintergründe der Schülerinnen und Schüler aufeinander? Und wie können Lehrerinnen und Lehrer, wie kann die Schule als Ganzes mit der Vielfalt von Lebensauffassungen umgehen? Wofür steht die deutsche Schule? Ist Homosexualität eine Krankheit? Oder eine mögliche Lebensform neben der Heterosexualität? Sind Patchworkfamilien ein Teil gesellschaftlicher Normalität oder ist das monogame und bis zur Scheidung durch den Tod gegebene Familienleben das Nonplusultra der Sozietät? Jugendliche suchen Orientierung, stellen Fragen und Erwachsene sollten sich besser diese/n Fragen ebenso stellen.

Betül Durmaz gab am 10. Januar 2014 ein Interview im heute journal, das auch die Aufmerksamkeit des Katakomben-Theaters weckte. So beschlossen wir Betül Durmaz zu einer Lesung aus ihrem Buch und zur Diskussion über aktuelle Fragen ins Theater einzuladen:

Am Donnerstag, 3. April 2014 um 20.00 Uhr in der Reihe «Offene Worte» im Katakomben-Theater Essen.

Yared macht Theater

Unser Praktikant im Katakomben-Theater hat die Aufgabe erhalten, seine Situation und das Theater in einem Kurzfilm darzustellen. Eine schöne Lösung präsentiert Yared Schneider in seinem Kurzfilm, den er, wie in der Aufgabe gefordert, mit seinem Handy drehte. Seine Mitpraktikantin übernahm die Rolle der Kamerafrau. Schnitt und Nachbearbeitung machte Yared selbst.

Vom 27. Januar bis zum 07. Februar 2014 arbeitete er im Rahmen seines Schulpraktikums im Katakomben-Theater und durfte in alle Bereiche hinein schnuppern.

Habbe Ehrenfelds «Hope Island» Premiere

Am 24. Januar 2014 hatte der renommierte Mimenkünstler Habbe Ehrenfeld, bekannt aus dem Duo Habbe&Mike mit Comedy of Masks seine Solo-Premiere mit «Hope Island». Nach 25-jähriger und mittlerweile allzu sehr Routine gewordenen Comedy mit Masken wagte er nicht nur einen Alleingang mit bisher erprobten und bewährten Mitteln, sondern wechselte obendrein mutig das Genre: Sein «Hope Island» ist ein ernstes Erwachsenentheater mit Masken und Puppen um existenzielle Fragen:

Sein Masken- und Puppentheater-Solo widmet sich dem Strandgut der Existenz. Ein Mensch, eine Insel, ein Atoll - ein Stück Land, wo Existenzen angeschwemmt werden. Wie stehen ihre Chancen zwischen Leben und Tod oder im Sein zum Tode? Und wo bleibt die Hoffnung?
Sie stirbt natürlich zuletzt!

Jazz for the People

Konzertreihe jeden Mittwoch im Katakomben-Theater Seit Februar 2013 gibt es jeden Mittwoch um 20 Uhr Jazz for the People im Katakomben-Theater im Girardethaus. Das feste Jazz for the People-Trio mit Marc Brenken (Klavier, Orgel), Jean-Yves Braun (Gitarre, Bass) und Hermann Heidenreich (Schlagzeug) lädt jede Woche einen anderen Gastmusiker ein, zu viert wird dann für eine Stunde über Evergreens und Eigenkompositionen improvisiert. Gerne beantworten die Musiker zwischendurch auch Fragen der Zuhörer. Dieses Konzept hat mittlerweile großen Anklang beim Essener Publikum gefunden.

Eintritt frei, Spenden erwünscht.

Hier nur ein kurzer Ausschnitt. Unersetzbar ist das Erleben in Echt und Farbe :)

Impressionen «Der Blaue Stuhl»

Gero Schneider hat das Postdrama-Ensemble des Katakomben-Theaters bei den letzten drei Spielen mit der Kamera begleitet. Hinzu kam die Idee, einen postdramatischen Dokumentarfilm über unser postdramatisches Theater zu drehen. Dabei sind einige Szenen entstanden, die nur für den Film gespielt wurden und die wir in den nächsten Tagen auf Katakomben.TV präsentieren werden.

Erst einmal zeigen wir die Impressionen vom «Blauen Stuhl.»

Die große Romantik... weiter...
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